Aktive Bürgerbeteiligung zu Brigachtal 2040+
Infoabende zur Gemeindeentwicklung gut besucht
Große Resonanz in der Bürgerschaft fanden die Informationsabende zur künftigen Gemeindeentwicklung Brigachtal. Insgesamt über 400 Interessierte nahmen an den drei inhaltsgleichen Veranstaltungen am 16., 18 und 20. Mai 2022 in der in der Froschberghalle in Kirchdorf teil.
In den letzten Jahren hat sich die Gemeinde mit Gemeinderat und Verwaltung sehr intensiv mit den Themen der Gemeindeentwicklung auseinandergesetzt. Ein wichtiger Teil ist dabei die aktive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. Im Rahmen der Fortschreibung des Gemeindeentwicklungskonzeptes, das von der Planungsgruppe SSW mit Planer Göran Schmidt begleitet wird, fand im Oktober 2021 eine Klausurtagung des Gemeinderates statt. Der Gemeinderat hat dabei die Grundzüge und die sogenannte „Zentralen Thesen“ zu den Schwerpunkten Wohnen und Gewerbe formuliert. Coronabedingt konnten die Bürgerinformationsabende erst jetzt und in mehreren Einzelveranstaltungen durchgeführt werden. Moderiert wurden die Informationsabende von Frank Edelmann, Geschäftsführer der KommunalKonzept BW GmbH aus Freiburg.
Göran Schmidt von der Planungsgruppe SSW zeigte in seinem Vortrag zunächst die Ausgangslage in Brigachtal auf: Auffällig ist die unterdurchschnittliche Entwicklung von Gewerbegebieten und die niedrige Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Brigachtal sowie die negative Pendlerbilanz. Das heißt, dass Brigachtal für den Großteil der Einwohnerinnen und Einwohner nicht gleichzeitig Arbeitsort ist. Schmidt zeigte die bisherigen Untersuchungen möglicher Wohn- und Gewerbegebiete auf und stellte Entwicklungsflächen in den beabsichtigen Abschnitten bis 2030 und 2040+ vor.
Anschließend erläuterte Bürgermeister Michael Schmitt die sog. „Zentralen Thesen“ aus der Klausurtagung des Gemeinderates zu den einzelnen Themen: „Gewerbe, Steinbruch, Anbindung Ost und Wohnen“.
Der zweite Teil der Informationsabende gehörte den Bürgerinnen und Bürgern von Brigachtal. Sehr eindrücklich beschrieben zwei örtliche Familienunternehmer die aktuelle beengte Situation und die dringende Notwendigkeit eines neuen Gewerbegebietes in nächster Zeit. Ein Vertreter eines langjährig ansässigen Brigachtaler Familienunternehmens mit 45 Mitarbeitern betonte die Notwendigkeit eines örtlichen Gewerbegebietes, ohne das seine Firma keine Entwicklungsperspektive mehr haben werde. Sehr ähnlich argumentierte ein weiterer Brigachtaler Geschäftsführer, dessen Unternehmen kurzfristig eine Gewerbegebietsentwicklung für die eigene Expansion benötige.
Es wurde anerkannt, dass mit neuen Wohngebieten auch neue Belastungen entstehen können; diese seien aus Rücksicht der Chancen und Perspektiven jedoch akzeptabel. Die Gemeindeverwaltung bekam auch Lob: „Ich habe ein gutes Gefühl was die Zuschussakquise angeht und fühle mich durch unsere Verwaltung gut vertreten“, meinte ein Bürger.
Ein anderer Veranstaltungsteilnehmer hinterfragte die geäußerte Ablehnung von neuen Wohnbauflächen damit, dass Brigachtal in den letzten Jahrzehnten eine Bevölkerungszunahme hatte und auch diesen Zuzüglern, die gerne in Brigachtal wohnen wollten, Bauflächen angeboten werden konnten. Dies könne man Menschen, die heute in Brigachtal wohnen bleiben oder zuziehen möchten nicht verwehren.
Außerdem wurde die Hoffnung formuliert, dass durch eine Ost-West-Verkehrsanbindung die Anwohner entlang der Hauptstraße und Marbacher Straße vom Verkehr entlastet werden und sich dieser gleichmäßiger verteilt.
Neben der Unterstützung und Zustimmung für neue Wohn- und Gewerbeflächen gab es aber auch kritische Stimmen dazu, welche an dieser Stelle dokumentiert werden sollen. Die kritischen Wortbeiträge sind zusammengefasst und aufgeteilt in Allgemein sowie zu Gewerbe, Verkehr und Wohnen:
Allgemein
Ein Bürger schlug vor, dass Brigachtal sich stärker zu einem „grünen Dorf“ entwickeln solle mit mehr Solar- und Windkraft.
Vertreter und Vertreterinnen der IG Kreuzäcker kritisierten, dass in den Planungen zu wenig auf die Forderungen und Belange der Interessensgemeinschaft eingegangen sei.
Gewerbe
Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es keine besseren Lösungen für ein Gewerbegebiet an einem anderen Standort geben würde. Dabei wurde ein Standort an der Bundesstraße und im Steinbruch
vorgeschlagen. Allerdings steht die Steinbruchfläche nicht zur Verfügung, weil diese nach Maßgabe der Fachbehörden zur Rekultivierung durch die Betreiberin ansteht.
Es wurde angemerkt, dass es einen Widerspruch gibt zwischen der Aussage, dass nur lokale Unternehmen angesiedelt werden sollen und den Aussagen auf der Homepage wo über die Ansiedlung von
Unternehmen auch im Allgemeinen gesprochen werde.
Zwar wurde der Bedarf von einem Diskussionsteilnehmer für Gewerbe anerkannt, allerdings wurde in Frage gestellt, ob die Digitalisierung und die wirtschaftliche Entwicklung tatsächlich zu mehr
Arbeitsplätzen führe. Die Planungen berücksichtige diese Entwicklung nicht. Damit einhergehend wurde auch angemerkt, dass ein 11 ha großes Gewerbegebiet überdimensioniert wirke.
Im Hinblick auf mögliche Kosten für Planung und Erschließung wurde der Wunsch geäußert, dass diese Kosten aufgestellt werden und auch eine Übersicht gemacht wird, welche Kosten auf die Gemeinde
bspw. durch Vorfinanzierung zukommt. Planungs- und Erschließungskosten werden durch Kommunen in der Regel vorfinanziert und sind anschließend von den Bauherren zu übernehmen. Vorgeschlagen wurde
auch, dass sich die Gemeinde auf Fördermittel bewirbt.
Es wurde Kritik geäußert, dass die Ausweisung von neuen Wohn- und Gewerbegebieten zusätzliche Fläche verbrauchen sowie Natur- und Artenschutz beeinträchtigen. Zudem würden im Bereich Kreuzäcker
Flächen zur Naherholung und für Sport tangiert.
Es wurde angeregt, die Firma Scholz in der Ortsmitte aufgrund der betrieblichen Lärmimmissionen und des Betriebsverkehrs zu verlegen und so den Ort zu entlasten.
Verkehr
Es wurde die Befürchtung geäußert, dass die Wohn- und Gewerbegebiete zusätzlichen Verkehr verursachen könnten. Sorge gab es bei einer möglichen Ost-West-Verbindung, dass dieser
verstärkt vom Verkehr als Abkürzung zwischen Freiburg und dem Zubringer zur A 81 genutzt werden könnte.
Ein Diskussionsteilnehmer merkte an, zu wenig über die Chance der Verkehrs-Entlastungen der Anwohner in Nord-Süd-Richtung gesprochen werde und nur über die potentielle Belastung der Menschen in
West-Ost-Richtung.
Es besteht auch die Sorge, dass bei örtliche Unternehmen Verkehr zwischen dem bestehenden und neuen Gewerbegebiet entstehe. Dabei wurde auch die Frage aufgeworfen, welche Schritte die Gemeinde
für die Verkehrssicherheit und zur Verkehrsberuhigung in Brigachtal unternehme.
Es wurde argumentiert, dass vor einer Ausweisung eines Gewerbegebiets Kreuzäcker zunächst der Verkehrsanschluss in östliche Richtung geklärt werden müsse.
Es gab Rückfragen und Vorschläge zur genauen Lage der Verkehrserschließung eines potentiellen Gewerbegebiets Kreuzäcker.
Wohnen
Es wurde die Sorge formuliert, dass Brigachtal durch zusätzliche Wohn- und Gewerbegebiete nicht mehr der familienfreundliche und idyllische Wohnort bleibt, der er ist. Auch wurde der
Wunsch geäußert, dass Brigachtal eine Wohngemeinde bleiben solle.
Die geplante Wohnentwicklung bei abflachender Kurve der Einwohnerzahl wurde von einem Bürger kritisch gesehen, vor allem mit Blick auf den Klimaschutz und Flächenverbrauch. Es seien zu viele
Potenzialflächen ausgewiesen.